Geschichtsfälschung: Ein Kuss in Ehren …

Geschichtsfälschung in Filmen, in der Presse, bei Wikipedia: Wohin wir auch schauen, überall Geschichtsfälschung!
by Rainer Sturm/ pixelio.de

Geschichtsfälschung begehen die Menschen ständig und merken es zumeist gar nicht. An den Anfang will ich einige Zeilen des Malers und Autors Timo Dillner stellen:

wer drückt die stempel

auf die zeiten?

das seh`n von dingen

wird bereits

die wahrheit brechen

der spruch: “ich sah…”

wird bestenfalls vom

guten willen sprechen und

“er sah …” wird niemals

der dinge wahren

kern begleiten

was viele jene haben

sehen sagen hören

sich entsannen – gesagt

wird es von jenen,

die gewannen.und wer dann meint,

es gab nichts zu bestreiten… –

drückt seine stempel auf die zeiten

So ist es: Geschichtsfälschung gehört sozusagen zum guten Ton, da die Geschichte, wie wir sie überwiegend kennen, eine Geschichte der Sieger ist. Die Unterlegenen sehen viele Dinge anders. Allerdings melden sie sich zumeist nicht zu Wort und machen somit die Sicht der Sieger zur alleinigen Wahrheit.

Ein Kuss in Ehren kann niemand verwehren

Kennen Sie noch diesen Spruch? Die Älteren wahrscheinlich. Er stand bereits in Sprichwortsammlungen des 17. Jahrhunderts und später in einem Strafrechtskommentar in der Bundesrepublik und wurde zum geflügelten Wort. Damals war es genau so gemeint: Ein Kuss in Ehren war nichts Anrüchiges. Zu beachten dabei das “in Ehren”. Es zeigt deutlich die Achtung vor dem Geküssten. Also nicht mal mit Gewalt einen Zungenkuss erzwingen, sondern in voller Achtung, zumeist vor der Frau, ihr einen Kuss geben. Das war zulässig in der Vergangenheit.

Bei Wikipedia steht heute unter geflügelten Worten: Ein Küsschen in Ehren kann niemand verwehren. Das verniedlicht den Spruch. Außerdem spricht Wikipedia hier von scherzhafter Redensart . Das suggeriert, dass es dieses Küsschen in Ehren selbstverständlich im wirklichen Leben nicht gibt.

Albert Lortzing und Theodor Fontane verarbeiteten “Ein Kuss in Ehren darf niemand verwehren” dagegen künstlerisch. Heute fällt es unter “me too”. Wahrscheinlich traut sich kein Mann mehr, einer Frau einfach so einen Kuss zu geben außer in Ländern, wo der Kuss in Ehren immer noch zum normalen Begrüßungszeremoniell gehört wie in Portugal. Es sind also nicht alle Völker auf “me too'” getrimmt, was auch gut ist. Die “me too” Bewegung bewirkt für Frauen nichts Gutes. Sie fühlen sich als Verfechter des Feminismus und merken nicht, wie sie sich selbst dadurch in ihrer Entwicklung hemmen.

Es ist mutig, einen Missbrauch zuzugeben? Sicher. Doch die meisten “me too” Fälle sind in meinen Augen kein wirklicher Missbrauch, sondern das Versagen der Frau beim “Nein”- Sagen. Sie fühlen sich in einer Abhängigkeit vom Mann und lassen alles mit sich geschehen. Eine Schauspielerin muss auf keinen Fall mit einem Regisseur ins Bett gehen. Sich selbst verwirklichende Frauen nutzen bewusst ihr erotisches Kapital, um mit einem Regisseur für eine Rolle zu schlafen. Diese Frauen würden niemals me too machen, weil sie keine Opfer sind und auch nicht sein wollen.

So wird ein Kuss in Ehren zu einem Eklat und zieht vielleicht sogar eine Strafanzeige nach sich, was früher nicht der Fall war. Es ändern sich die Auffassungen zu einem Thema. Dennoch bleibt es dabei, dass es in der Geschichte so war: “Ein Kuss in Ehren darf niemand verwehren”. Und wenn in Wikipedia daraus heute ein Küsschen in Ehren und eine lediglich scherzhafte Redensart, auch mit Wirkung für die Vergangenheit, wird, so ist das bereits Geschichtsfälschung.

Geschichtsfälschung: Die NATO Lüge in der Ostsee Zeitung

Falls Sie die Ostsee Zeitung nicht kennen: Es ist eine regionale Tageszeitung in Nordostdeutschland. Sie erscheint entlang der Ostseeküste Mecklenburg Vorpommerns. Es gab sie bereits in der DDR.

Anfang der 90-er Jahre veröffentlichte ein Redakteur einen Artikel zur NATO und vermeldete darin, dass der Westen die NATO als Antwort auf die Gründung des Warschauer Paktes gründete. Das war offensichtlich falsch, denn die Gründung der NATO datierte aus dem Jahr 1948, während die des Warschauer Paktes erst 1955 erfolgte. Es gab in der Zeitung damals niemals eine Richtigstellung, obwohl die Redaktion darauf aufmerksam gemacht wurde. Sie veröffentlichte lediglich einen Leserbrief, der den Fehler benannte.

So erfolgt Geschichtsfälschung. Sie ist also kein Thema allein der weiter entfernten Vergangenheit, sondern findet heute immer noch statt. Immerhin hatte sich zumindest ein Leser getraut zu widersprechen und drückte damit nicht seinen Stempel auf die Unwahrheit.

Die russische Turbine in Mühlheim an der Ruhr

Inzwischen hat sie ja Berühmtheit erlangt: Die russische Gasturbine aus der Erdgasleitung Nordstream 1, von SIEMENS in Kanada gewartet und dann nicht mehr zurück geschickt. Seitdem sind die Gaslieferungen über diese Leitung aus Russland drastisch reduziert.

Kanada berief sich auf die Sanktionen gegen Russland, weshalb die Turbine nicht geliefert werden könne. Es brauchte wochenlange Verhandlungen Deutschlands mit Kanada, bis sich das Land zu einer Lieferung bereit erklärte. Diese erfolgte allerdings nicht nach Russland an Gazprom (die Turbine gehört Gazprom), sondern nach Deutschland , nach Mühlheim an der Ruhr. Dort steht sie nun. Deutschland fordert von Russland, sie dort abzuholen. Die russische Propaganda spricht davon, dass ein Dokument fehle, das bestätigt, dass die Turbine sanktionsfrei sei. Darüber schweigt sich Deutschland aus. Statt dessen betont die deutsche Propaganda, dass politische Motive der Grund für die gedrosselten Gaslieferungen aus Russland seien, denn die Turbine stünde ja gewartet zur Verfügung und Russland hole sie nur nicht ab.

Wer Recht hat? Wenn wir in den Vertrag zwischen SIEMENS und Gazprom gucken, dann ist SIEMENS verpflichtet, eine gewartete Turbine an Gazprom aus und an ihren Bestimmungsort zu liefern, also nach Russland. Das will Deutschland aber nicht, denn das würde gegen die von den USA verhängten Sanktionen verstoßen. Statt dessen wird medienwirksam eine Show organisiert, in der der Bundeskanzler die Turbine anschaut und feststellt, dass sie in Ordnung ist, und Russland sie abholen kann. Da Russland das nicht tut, muss die Gasdrosselung ja politisch motiviert sein. Vergessen dabei wird auch, dass haftungsrechtliche Fragen des Transports geklärt werden müssen. Wer versichert die Turbine, wenn Russland sie, vertragswidrig, abholt?

Anhand der Verträge zwischen SIEMENS und Gazprom wird deutlich, dass in diesem Fall Deutschland mit einer Geschichtsfälschung begonnen hat.

Journalisten voran

Sie werden es natürlich weit von sich weisen, die Journalisten: Sie haben eine besondere Verantwortung und begehen dennoch Geschichtsfälschung. Vor einigen Tagen, Ende August 2022, veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung (SZ) einen Artikel zu Kenia. Darin wurde behauptet, die Bevölkerung würde hungern und das Wasser wäre sehr teuer geworden. Ich habe einen deutschen Freund, der in Kenia lebt und den ich häufig dort besuche. Wir beide verurteilen diese Art Berichterstattung über das Land. Dass die Kenianer (flächendeckend) hungern würden, stimmt einfach nicht und das Wasser wurde bis heute auch nicht teurer.

Als die ersten Preissteigerungen für Lebensmittel in unserem Frühsommer (in Kenia ist Regenzeit) passierten, subventionierte der Staat Kenia sofort Ugali (Maismehl). Es wurde zum halben Preis verkauft. Das führte zu einem Ansturm in den Supermärkten. Doch die waren darauf eingestellt und hatten genügend Vorräte. Es gab keine Abgabemengenbegrenzungen. Die Menschen bevorrateten sich und litten auf jeden Fall keinen Hunger. Ugali ist in Kenia Nationalspeise und man bekommt es sowohl in den billigen Swahili- als auch in den hochpreisigen Luxusrestaurants angeboten. Das ist wohl alles an dem Journalisten der SZ vorbei geglitten. Er schreibt in seinem Artikel von “Maisklumpen”, welche die hungernden Kenianer zu sich nehmen. Das ist eine Beleidigung des Leib- und Magengerichts dieser Menschen.

Ein weiteres Beispiel aus diesem Artikel: Die Kenianer würden am Straßenrand Teigballen kaufen zum Essen, weil sie sich etwas anderes nicht leisten können. Wo war dieser Journalist eigentlich? In Kenia wohl kaum. Ich habe bei meinen vielen Besuchen niemals am Straßenrand ein Angebot von Teigballen gesehen, weder in der Hauptstadt Nairobi noch im Süden am Ozean. Mein Freund bis heute auch nicht. Was am Straßenrand landesweit angeboten wird, sind mit Teig ummantelte Kartoffeln, zu denen es eine sehr schmackhafte Soße gibt. Also Kartoffeln im Schlafrock. Die werden gern gegessen und auch mir munden sie vortrefflich.

Es gibt in diesem Artikel der Süddeutschen Zeitung also mehrere gravierende Fehler, die bis heute dort nicht korrigiert wurden. Auch das ist der Beginn einer Geschichtsfälschung.

Geschichtsfälschung in Filmen

Noch ein Beispiel gefällig? Bei Netflix wird der Film Country Queen gezeigt, finanziert mit deutschen Rundfunkgebühren. Dieser Film ist purer Neokolonialismus schon durch seine Entstehung. Die deutschen Filmemacher beweihräuchern sich selbst mit der Behauptung, sie hätten den Kenianern gezeigt, wie ein Film gemacht wird, sie sozusagen angelernt im Filmhandwerk. Was man dazu wissen muss: Es gab bereits vor diesem Film in Kenia eine Filmindustrie. Es gab also schon vor der Country Queen professionelle Filmemacher im Land. Natürlich kann jeder Mensch dazulernen von anderen, doch der Film nahm ja für sich in Anspruch, überhaupt erst einmal den dummen Kenianern gezeigt zu haben, wie man einen Film dreht.

Auch der Inhalt ist kritikwürdig. Er zeigt ein Kenia, dass es so gar nicht gibt. So sind die Straßen im Film sehr sauber. Dabei liegt in Kenia immer überall irgendetwas herum. Außerdem schildert der Film das Leben eines real existierenden Stammes. Die Partnerin meines Freundes ist zufällig aus diesem Stamm, der östlich von Nairobi lebt. Sie war entsetzt darüber, was der Film über das Leben dort aussagt. Kommentiert wurde sogar, dass die Menschen verelendet wären. Das weist die Partnerin meines Freundes entrüstet zurück. Sie sind Ackerbauern und niemand ist verelendet. Es gibt im Stamm keinen Hunger.

Schon die Story am Beginn, dass der Vater seiner Tochter das Neugeborene wegnimmt, damit sie Karriere machen kann, ist vollkommen unvorstellbar in diesem Stamm und in Kenia überhaupt. Das ist eine typisch deutsch manifestierte Erzählung. Keine einzige Frau muss wegen eines Kindes in Kenia auf Karriere verzichten. Es findet sich immer jemand im Stamm, der das Baby versorgt. Wenn es nicht die Großeltern sind, dann eben Tanten oder Onkel oder auch Nachbarn. Jedenfalls konnte die Partnerin meines Freundes über die Darstellung nur den Kopf schütteln.

Damit begeht der deutsch finanzierte und deutsch produzierte Film Country Queen Geschichtsfälschung. Es ist also gut, alles zu hinterfragen. In der heutigen Welt der Meinungsmache und der überbordenden Reizüberflutung durch Propaganda unterschiedlichster Art ist es oft besser, sich dem nicht mehr auszusetzen, als unhinterfragt alles über sich ergehen zu lassen.