Todesangst und Fridays for Future

Die Jugendbewegung Fridays For Future für besseren Klimaschutz und Schutz für den Planeten Erde insgesamt, ist ein bewegendes Beispiel für die Todesangst.
by daniel stricker/ pixelio.de

Laut Umfrage eines Meinungsforschungsinstitutes in Deutschland vor einigen Jahren haben 70% der jungen Menschen unter 30 Jahren Angst vor dem Tod. Ältere Menschen verlieren zunehmend diese Angst. Wobei die Todesangst uns mehr bestimmt, als wir glauben, weil wir vielfach diese Angst verdrängen und uns erst damit auseinandersetzen, wenn sie pathologische, krankhafte Züge angenommen hat als manifestierte Angststörung. Dann reagiert die Medizin mit Psychotherapie und Antidepressiva. Mir geht es hier nicht um die Angststörung Todesangst. Ich will mich mit der alltäglichen Todesangst auseinandersetzen, die sich vielfältig zeigt. Todesangst und Fridays for Future ist das Thema.

Deutlich wurde es auch während der Coronapandemie: Die Politik international nutzte die bewusste und unbewusste Todesangst der Menschen, um Angst allgemein und Panik zu verbreiten, damit sich alle an die verordneten Maßnahmen halten. Diese Art Panikmache funktionierte. Und sie funktioniert auch beim Klimawandel. Sie wirkt, weil die Masse der Menschen tatsächlich Angst vor dem Tod hat.

Die Sterbensangst

Es ist zu unterscheiden zwischen Sterbensangst und Todesangst. Die Angst vor dem Sterben betrifft den Sterbeprozess, die Angst, vor dem eigentlichen Tod körperliche Leiden zu erfahren, Schmerzen zu haben. Diese Angst betrifft vor allem ältere Menschen, die akzeptieren, dass sie sterben müssen, die akzeptieren, dass sie ein mehr oder weniger erfülltes Leben hatten, das nun enden wird. Doch sie wollen nicht leiden. Diese Angst hängt damit zusammen, dass wir uns viel zu wenig mit dem Sterbeprozess offen auseinandersetzen. Heute verfügt die Palliativmedizin über viele Mittel und Methoden, Schmerzen im Sterbeprozess erheblich zu mildern bis hin dazu, sie ganz auszuschalten.

Mein unheilbar krebskranker Mann fühlte sich auf der Palliativstation wohl. Er redete davon, eine VIP Behandlung zu erfahren mit Einzelzimmer, Essenswünschen, körperlicher Versorgung und immer wieder erlebter Zuwendung durch die Pflegekräfte und Ärzte, die seine Hände hielten und mit ihm kommunizierten, obwohl eine Sprachbarriere bestand, da er in Portugal im Krankenhaus war und kein portugiesisch sprach. Es wurde sogar eine Freiwillige gefunden, die deutsch sprechen konnte, und die ihn jeden Tag besuchte, der Friseur kam ans Krankenbett. Er erhielt ganztägige Besuche von mir (jeden Tag) und von Freunden, seelsorgerische Begleitung bis hin zum Gottesdienst am Krankenbett.

Das alles führte zu einem Glückszustand bei ihm. Das schloss nicht aus, dass ihm Tränen kamen, wenn er mit mir oder mit dem Pastor über seinen bald bevorstehenden Tod sprach. Es war Trauer darüber, nicht weiter zu leben, auch Trauer darüber, mich allein zurück zu lassen, aber keine Angst vor dem Sterben, keine Sterbensangst. Er hatte alles geregelt, was zu regeln war und wir konnten auch gemeinsam lachen, was wir tagsüber viel und ausgiebig machten. Wir hörten gemeinsam Musik, ich tanzte am Krankenbett, mein Mann dirigierte den Bolero von Ravel. Diese letzten drei Monate seines Lebens waren die innigste Zweisamkeit, die wir jemals erlebten. Sie nahmen mir selbst die Sterbensangst.

Sterben durch verdursten und verhungern

Es gibt auch Erzählungen darüber, dass Sterbende aufhören zu essen und zu trinken. Langläufig heißt es dann: Die Menschen werden sterben, weil sie nichts zu sich nehmen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Sie essen und trinken nichts mehr, weil sie sterben. Deshalb ist es auch sehr angebracht, diese im Sterbeprozess befindlichen Menschen nicht mit künstlicher Ernährung und Zuführung von Flüssigkeit zu quälen, denn das ist eine Quälerei. Wer fastet, hat es erfahren: Wir haben Glücksgefühle. Und so passiert es auch im Sterbeprozess. Durch die Verweigerung von Trank und Nahrung schüttet der Köper Glückshormone, auch Endorphine, aus, die den Menschen glücklich machen. Und so stirbt er dann ruhig und zufrieden.

Das erlebte ich beim Tod meines Vaters. Ich bin dem Pflegeheim sehr dankbar, dass sie ihn im Sterbeprozess mit der Nahrungsaufnahme zufrieden ließen, keinen Arzt riefen oder ihn gar in ein Krankenhaus brachten. Er hatte deutlich zum Ausdruck gebracht, dass er nichts mehr essen und trinken will. Und dieser Wille eines Sterbenden sollte uns viel bedeuten. Heute haben eine ganze Reihe Menschen bereits eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht, die bestimmen, dass es keine künstliche Ernährung geben soll. Das ist gut so. Es ist allerdings sehr bedauerlich, dass solche Verfügungen in unserer Gesellschaft notwendig sind. Sie zeigen, dass wir gesellschaftlich Probleme mit diesem Sterbeprozess haben, dass Mediziner das Sterben verdrängen und noch vermeinen, sie tun etwas Gutes, indem sie den Sterbenden mit Gerätemedizin quälen.

Fazit:

Die Sterbensangst brauchen wir nicht. Es ist zumindest in unserer westlichen Gesellschaft möglich, überwiegend schmerzfrei und mit Glückshormonen im Körper zu sterben. Interessanterweise haben die Menschen in Afrika, wo es faktisch keine palliativmedizinische Versorgung gibt, kaum Sterbensangst. Deshalb sollten wir uns davor hüten, uns ausschließlich auf die gute medizinische Versorgung im Westen zu berufen. Auch der tiefe Glaube an Gott und eine innige göttliche Zuneigung, ein inniges Zugehörigkeitsgefühl z.B. zu einer Familie, wirken gegen eine Sterbensangst.

Die Todesangst

Selten setzen wir uns mit dem Tod auseinander, im Alter eher als in der Jugend. Wir verdrängen den Gedanken an den Tod. Die Jugend meint, sie hat viel zu verlieren, wenn ein früher Tod in ihr Leben tritt. Deshalb lieber nicht den Gedanken daran aufkommen lassen. Eine existierende Todesangst wird verdrängt. Es gilt: leben, leben, leben….. und nicht an den möglichen Tod denken.

Dabei wird vergessen, dass Verdrängung schließlich irgendwann körperliche Krankheit bedeutet, uns dem Tod näher bringt. Deshalb sollten wir uns mit dem Tod so auseinandersetzen, dass wir die Todesangst verlieren, ihn als zum Leben dazugehörend tatsächlich sehen und nicht nur eine Floskel reden, wenn wir sagen: Der Tod gehört zum Leben. Deshalb ist es auch wichtig, sich mit der Todesangst und Fridays for Future zu befassen.

Der Tod gehört zum Leben

Ja, der Tod gehört zum Leben. Ohne Tod wäre unser Leben sinnentleert. Erst der Tod sorgt dafür, dass wir danach streben, wenn wir es wollen, uns möglichst weit selbst zu verwirklichen, denn nach dem Tod ist das vorbei. Wer an die Wiedergeburt glaubt, denkt daran, dass eine weitestgehende Selbstverwirklichung im aktuellen Leben die Weiterentwicklung von uns selbst in einem zukünftigen Leben erleichtert. Menschen, die nicht daran glauben, können sich Gott anvertrauen in dem Streben, ihm immer ähnlicher zu werden. Wer auch nicht an Gott glaubt oder ihm nicht vertraut, ist schlecht dran. Diese Menschen verzweifeln oft im Leben und dann ist die Todesangst nicht weit. Für mich hängt Todesangst sehr eng mit dem Fehlen von Gottvertrauen zusammen.

Warum haben viele Menschen Angst vor dem Tod? Wir wissen nicht, wo, wann und wie uns der eigene Tod begegnet. Es kann das Alter sein, es kann ein Unfall passieren oder eine unheilbare tödliche Krankheit. Der Tod ist etwas sehr Abstraktes. Wir wissen nicht, was passiert, wenn wir Tod sind. Wir wissen, was mit unserem Körper passiert, der eingeäschert oder begraben wird oder im Meer versenkt, früher auch in Bäumen gelagert. Doch was passiert mit unserer Seele? Für mich ist sie tatsächlich unsterblich.

Es gilt der Energieerhaltungssatz. Da das Universum insgesamt ein abgeschlossenes System ist, kann keine Energie darin verloren gehen, also auch nicht die Seelenenergie. Tun wir unserer Seele etwas Gutes, tun wir etwas Gutes für ihr Weiterleben nach dem Tod. Das ist meine Überzeugung. Unter anderem deshalb fehlt mir die Angst vor dem Tod. Ganz anders bei den Freitags demonstrierenden Jugendlichen. Machen wir uns bewusst: Todesangst und Fridays for Future gehören zusammen.

Verdrängung des Todes

Warum verdrängen wir in der westlichen Welt überwiegend die Gedanken an unseren Tod? Es spielt eine Rolle, dass wir immer schmerzlich an den Tod erinnert werden, wenn eine nahestehende Person verstirbt. Dieser Schmerz kann körperlich extreme Symptome annehmen. Neben einer tiefen Trauer verspüren einige Menschen Schmerzen oder bekommen sogar Panikattacken. Das wollen wir natürlich nicht. Der Verstorbene ist für uns verloren, er ist unwiederbringlich weg. Was uns bleibt, sind Erinnerungen. Was mit der toten Seele passiert, wissen wir nicht. Das macht vielen Menschen Angst.

Gerade junge Leute haben Angst davor, ihr Leben nicht wirklich gelebt zu haben, sollte sie ein plötzlicher Tod überraschen. Das ist ein weiterer Grund, Angst vor dem Tod zu haben. Damit verbunden ist die Erkenntnis, möglicherweise nicht das eigene Leben zu leben, sondern das eines anderen Menschen, und dass man verstirbt, ohne es geändert zu haben. Wer sich darüber ärgert, dass er sich verbiegt, um anderen zu gefallen, kann Angst vor dem Tod bekommen, wenn er das nicht ändert. Die Familie vernachlässigt zu haben z.B. wegen zu viel Arbeit, das Bedauern, keine Kinder zu haben, können Todesangst hervorrufen wie die Erkenntnis, die eigenen Träume nicht gelebt zu haben.

Todesangst und Fridays for Future

Diese Jugendbewegung für besseren Klimaschutz und Schutz für den Planeten Erde insgesamt, ist ein bewegendes Beispiel für die Todesangst. Die Kinder und Jugendlichen gehen jeden Freitag auf die Straße, weil sie Angst vor dem Tod haben. Sie machen dafür die Generationen ihrer Eltern und ihrer Großeltern verantwortlich. Einigen jungen Leuten ist es durchaus bewusst, dass sie Angst vor dem Tod haben, dass sie sterben, falls die Erde nicht mehr bewohnbar sein sollte. Dabei verdrängen sie, dass sie ohnehin irgendwann sterben müssen. Der Klimaschutz ist eine Projektionsfläche für die allgemeine Todesangst dieser Demonstranten.

Und ja, wir Eltern und Großeltern haben Verantwortung dafür, weil wir selbst den Tod verdrängten und kaum Gespräche, kaum Kommunikation über den Tod zugelassen haben. Darin sehe ich unsere Schuld, dass die Kinder bzw. Enkel auf die Straße gehen und ihre Wut über ihre Eltern und Großeltern herausschreien. Es wird politisch überwiegend als selbstverständlich angesehen, dass wir alle eine Verantwortung dafür haben, dass die Erde für Menschen bewohnbar bleibt. Doch manche der heutigen Maßnahmen führen zu neuen Verwerfungen, die nicht kommuniziert werden, obwohl auch wissenschaftlich belegt. Dass solche Verwerfungen nicht eintreten, ist ebenfalls unsere Verantwortung.

Todesangst und Fridays For Future paart sich mit Sterbensangst. Die Kinder und Jugendlichen fürchten um ein schreckliches Ende durch Überhitzung der Erde. Sie fürchten für sich und für ihre Kinder und Enkel. Und da sie kein anderes Ventil für ihre Ängste haben, schwänzen sie die Schule, gehen Freitags auf die Straße und demonstrieren. Für unsere Verdrängung des Todes, sein Hinausweisen aus unserem Leben, tragen wir Eltern und Großeltern die Verantwortung. Deshalb tragen wir auch die Verantwortung dafür, dass die Macht von Fridays For Future zu Maßnahmen führt, die andere, neue Verwerfungen erzeugen, und bestimmte Prozesse, gegen die wir angeblich aktiv sind, sogar noch befördern, wie Dürren durch Windenergieanlagen.

Ohne die Todes- und Sterbensängste der jungen Generation, ohne den massenhaften Druck, der dadurch ausgeübt wird, könnten wir überlegter, nach besserer Prüfung der Folgen, an Veränderungen herangehen. Fridays For Future zeigt, dass Todes- und Sterbensängste eine gesellschaftlich bedeutsame Rolle spielen. Deshalb sollte unser Augenmerk darauf gerichtet sein, diese Ängste zu überwinden statt sie zu verdrängen.

Todesangst besiegen

Geht das überhaupt? Ja, es geht. Es gibt auch heute noch Völker, die ihre Rituale rund um den Tod ausgiebig zelebrieren und frei von dieser Angst sind. Wenn wir uns unsere Sterblichkeit bewusst machen, können wir das Leben wirklich genießen. Sie macht uns deutlich, dass jeder Tag etwas Besonderes sein sollte, dass ich liebevoll mit mir selbst umgehen muss.

Ich war eingespannt in Beruf und Familie, hatte drei Kinder, arbeitete Vollzeit und wollte immer alles unter einen Hut bringen. Leistungsbezogen erzogen, war es selbstverständlich für mich, dass ich alle Anforderungen schaffen würde. Meine Hauptsorge galt meinen Kindern, ihnen sollte es zu allererst gut gehen. So nahm ich sie auch nicht mit zu Beerdigungen, denn die damit verbundene Trauer und den Schmerz sollten sie nicht erleben müssen. Ich war 28 Jahre alt, stand mitten im Leben und dachte, alles wäre bestens. Dann kam die Diagnose: Krebs! Meine Sterblichkeit wurde mir schlagartig bewusst. Ich weinte um mein Leben und dachte an meine Kinder, die Älteste war gerade in die dritte Klasse gekommen, die anderen beiden im Kindergartenalter. Ich weinte, weil ich vielleicht nicht mehr für sie Sorgen konnte.

Und dann erwachte nach vielen Tränen ein neues Bewusstsein. Vor lauter Sorge um Beruf und Kinder hatte ich mich selbst vollkommen vergessen. Mir wurde bewusst, dass es für mich ein tägliches Allerlei gab, in dem meine Gefühle und Wünsche entweder gar nicht vorkamen oder immer wieder wegen angeblich wichtigerer Sachen verschoben wurden. Als ich mir dieses so richtig bewusst machte, nahm ich mir ab sofort Veränderungen in meinem Leben vor. Ich wollte egoistischer werden. Der erste Punkt war: Jeder Tag ist schön. Es gibt an jedem Tag etwas, worüber ich mich freue. Diese Freude wollte ich ab sofort leben. Der zweite Punkt war: Ich mache jeden Tag etwas Schönes nur für mich. Und das wollte ich genießen. Gedacht, gemacht! Ab sofort wurde das Leben für mich erheblich schöner.

Ich bin heute überzeugt davon, dass meine zwei Punkte mich den Krebs besiegen ließen neben den zwei notwendigen Operationen. Fortan fühlte ich mich besser und wenn ich meine Punkte einmal vergaß, spürte ich das sehr schnell. Im Ergebnis der Veränderungen verlor ich mit der Zeit meine Todesangst. Sie ist weg und ich bin dankbar dafür. Meine Kinder warfen mir übrigens später einmal vor, dass sie nicht mit zur Beerdigung genommen wurden. Ich hätte ihnen damit die Chance genommen, sich letztlich zu verabschieden. Sie machen es heute mit ihren Kindern anders.

Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten, die Todesangst zu überwinden. Gottvertrauen gehört dazu, eine innige Verbindung zu Gott. Weiterhin sich selbst im Leben zu verwirklichen bis hin zur Klärung offener Fragen. Wir haben unsere Freunde vernachlässigt? Das ändern wir sofort. Ein Anruf kann ein Anfang sein. Wir bedauern, Fehler gemacht zu haben? Das müssen wir nicht bedauern, denn irren ist menschlich und aus Fehlern lernt man. Bedauern müssen wir also nicht die Fehler. Eher bedauerlich wäre es, nichts aus den Fehlern gelernt zu haben. Doch auch das ist menschlich und Vergebung könnte hier das Zauberwort sein. Ich muss mir selbst vergeben können und, wie es im Vater unser heißt, auch meinen Schuldigern. Wenn wir eine Kultur der Vergebung entwickeln, dann nimmt die Todesangst ab, weil die Befürchtung, etwas im Leben nicht mehr erledigt zu haben, abnimmt.

Schließlich sollten wir uns selbst und den Menschen um uns herum mit Liebe begegnen. Gerade auch die Liebe zu mir selbst schiebt die Todesangst beiseite. Wenn ich mich liebe, kann ich besser mit der Ungewissheit umgehen, die der Tod mit sich bringt, weil ich ihn besser akzeptieren kann egal, wann er mich trifft, ob jung oder alt.

Zum Abschluss eine Frage: Gäbe es Fridays For Future überhaupt ohne Todesangst? In der heutigen Form wahrscheinlich nicht. Jugendliche würden sich weiter für den Klimaschutz einsetzen, doch wären sie wohl nicht so aggressiv gegenüber den älteren Generationen nach dem Motto: Ihr habt mir meine Kindheit gestohlen. Wir würden ein Wachrütteln erleben, mehr ein Miteinander als ein Gegeneinander. Die aggressive Verurteilung zweier ganzer Generationen durch Fridays For Future macht etwas mit uns und schafft tiefe Gräben. Auf die können wir gern verzichten. Für ein besseres Miteinander Leben der Generationen: Tun Sie etwas gegen die Todesangst.